Archäologie - Einzelansicht
Europäischer Kulturpark Bliesbruck-Reinheim
Kontakt: | Landrat Clemens Lindemann |
---|---|
Tel.: | (+49) 68 43-90 02 11 |
Fax: | (+49) 68 43-90 02 25 |
E-Mail: | info@europaeischer-kulturpark.de |
Web: | http://www.kulturpark-online.de/ |
Eingebettet in das idyllische Tal der Blies erstreckt sich der Europäische Kulturpark Bliesbruck-Reinheim. Sein französischer Name lautet Parc Archéologique Européen und gibt eindeutiger wieder, worum es sich handelt: um einen Archäologiepark auf der deutsch-französischen Grenze. Der Park ist ein einmaliges Projekt in Europa.
Hier hat sich ein Stück europäische Normalität schon verwirklicht. Deutschfranzösische Zusammenarbeit wird groß geschrieben. Gemeinsame Eintrittskarten
gibt es schon lange; zu Recht! Die archäologischen Relikte sind reichhaltig dies- und jenseits der Grenze und der Besucher muss nur einmal zahlen, um alle genießen zu können.
Die umgebende Kulturlandschaft und ökologisch wertvolle Flussaue inmitten der geplanten Biosphärenregion Bliesgau lassen den Besuch des Parks zusätzlich zu einem einmaligen Erlebnis werden.
Schon in der Mittelsteinzeit vor mehr als 8000 Jahren wurde das Areal durch Menschen genutzt. Seitdem finden sich immer wieder menschliche Spuren.
Aus der späten Eisenzeit, stammt ein reich ausgestattetes Prunkgrab einer sicherlich
hochgestellten Dame. Das Grab der keltischen "Fürstin von Reinheim" wird heute so präsentiert, wie es vor 2400 Jahren ausgesehen haben könnte.
Die Relikte einer römischen villa machen die enorme Größe dieses einst so prächtigen Gutshofes klar. Ein römischer vicus mit seiner öffentlichen Thermenanlage liegt nur unweit davon entfernt.
Die Archäologen konnten die Geschichte dieser Siedlung schreiben und Einblick in das Alltagsleben geben. Ein fantastischer Schutzbau überspannt das
ehemalige Badegebäude und gibt über ein Stegesystem den Blick frei auf die geschützten originalen Überreste - international einzigartig.
Eindrücklich, spannend und anschaulich zeigen sich die archäologischen Relikte.
Archäologische Veranstaltungen sollen dem Besucher Gelegenheit geben, die Darsteller zu den Aspekten des Alltags der Antike zu befragen. Bei der zweitägigen
"Vita Romana" am 1. und 2. Juli findet im Tal der Blies ein Römeraufmarsch statt mit Handwerk und Kunst, Wissenschaft und Magie, Legionären und Zivilisten, Mode und Köstlichkeiten aus der römischen Küche.
Keltische Krieger und Reiter, fingerfertige Kunsthandwerker und geschickte Jäger erleben die Besucher hautnah beim ebenfalls zweitägigen "Keltenfest" am 9. und 10. September - um nur zwei der
zahlreichen spannenden Veranstaltungen zu nennen.
Weitere Informationen und der aktuelle Veranstaltungskalender sind erhältlich unter:
Europäischer Kulturpark / Parc Archéologique Européen Bliesbruck-Reinheim
Robert-Schuman-Straße 2,
66453 Gersheim-Reinheim
Telefon 0 68 43 / 90 02 11, Fax 0 68 43 / 90 02 25
info@europaeischer-kulturpark.de, www.europaeischer-kulturpark.de
Fundstücke
Frühlatènezeitliches Fürstinnengrab
"Im 8. Jahrhundert vor Chr. kommt in Mitteleuropa als wesentliche Neuerung das Eisen zur Herstellung der Gerätschaften des täglichen Lebens in Gebrauch. Einschneidende Veränderungen in allen Lebensbereichen kennzeichnen diesen Zeitabschnitt. Es beginnt eine neue Epoche, die Eisenzeit. Die Brandbestattungssitte der Spätbronzezeit wird nun durch die Sitte der Körperbestattung unter Grabhügeln abgelöst.
Was die Toten an Waffen, Kleidung, Schmuck, Speise und Trank im Jenseits benötigten, wurde ihnen mit ins Grab gegeben. Durch mächtige Grabhügel, die nur von einer größeren Gemeinschaft errichtet werden konnten, verdeutlicht sich in der älteren Hallstattzeit (750 - 630 vor Chr.) der Führungsanspruch der in ihnen bestatteten Krieger mit Schwertbeigabe. Der Saarpfalz-Kreis lässt sich kulturell einer westlichen Hallstattgruppe zuordnen, welche die Pfalz, das südöstliche Saarland, die Nordwestschweiz und Ostfrankreich umfasst. Innerhalb dieser westlichen Hallstattgruppe bilden die Südpfalz, das südöstliche Saarland und Lothringen wiederum eine kleinräumige, regionale Einheit. Die sich an die Hallstattzeit anschließende Latènezeit (450-50 v. Chr.) wird allgemein als Zeit der Kelten bezeichnet. Zu den berühmtesten und schönsten Fundkomplexen in ganz Mitteleuropa zählt das Fürstinnengrab von Reinheim (um 400 v.Chr.), das zufällig beim Kiesabbau entdeckt wurde. Unter einem mächtigen Grabhügel von 23 m Durchmesser und 4,60 m Höhe war in einer hölzernen Grabkammer eine Frau aus der damaligen Oberschicht bestattet worden.
Das Skelett war im stark kalkzehrenden Milieu des Kiesbodens vollständig vergangen, aber die reichen Beigaben sind zum großen Teil erhalten geblieben. Außer ihrer Schmucktracht, die aus einem Halsring, zwei Armringen und Fingerringen aus Gold, Armreifen aus Ölschiefer und Glas sowie mehreren Fibeln aus Gold, Bronze und Koralle, einem Ensemble aus Bernsteinperlen, Glasperlen, einer Gürtelkette, Anhängerfiguren und anderen Utensilien bestand, waren ihr außerdem ein seltener Bronzespiegel, ein Eisenmesser, ein Bernsteinstab unklarer Funktion und ein mehrteiliges Trinkgeschirr bestehend aus zwei Bronzeschalen, den Goldbeschlägen zweier Trinkhörner und einer mehr als bemerkenswerten bronzenen Röhrenkanne.
(vgl. Abb: Armreif)
Die Reitermaske von Reinheim
Das Visier einer Reitermaske aus der römischen Kaiserzeit
wurde im Herbst 2000 in der Nähe eines Nebengebäudes der
gallo-römischen Villenanlage von Reinheim gefunden. Es handelt
sich um den aus Eisen mit einem Bronzeblech überzogenen
beweglichen Teil eines Reiterhelms. Die Kallotte, also der Helm
selbst, wurde bislang nicht gefunden. Reiterhelme mit
Maskenvisieren, die in der römischen Armee seit der
Regierungszeit Kaisers Augustus von den Kavalleristen getragen
wurden, schützten vollständig den Kopf des Reiters. Die
Archäologen haben bislang aus verschiedenen Regionen des
ehemaligen römischen Reiches etwa 110 Exemplare gefunden. Über
den Besitzer der Reitermaske aus Reinheim fehlen jegliche
Informationen. Es bleibt auch die Frage unbeantwortet, ob sie
von einem Bewohner der römischen Villa getragen wurde oder, da
sie in der Nähe einer Werkstatt gefunden wurde, repariert
werden sollte. Die Zweckbestimmung eines solchen Reiterhelmes
wird von einem Reitertraktat des römischen Autors Arrian, den
er 136, in der Regierungszeit des Kaisers Hadrian
(117 - 138 n Chr.) verfasst hat, beschrieben. Er schildert
detailliert die turnierartigen Manöver der römischen Reiterei.
"Die Anführer und die besten Reiter tragen dabei vergoldete
Helme aus Eisen oder Bronze, die im Gegensatz zu den für den
Ernstfall bestimmten nicht nur Kopf und Wangen schützen,
sondern allseitig dem Gesicht des Reiters angepasst sind , mit
Öffnungen für die Augen". Ob solche Reiterhelme nur bei den
Turnierkämpfen getragen wurden, wie Arrian behauptet, ist bei
den Archäologen umstritten. Die Kavallerie als Waffengattung
bekam eine wichtige Rolle in der römischen Armee nach der
Eroberung Galliens durch Caesar. Die Rekrutierung der
Reitersoldaten erfolgte nicht nur in dem gallischen Krieg,
sondern auch in den nachfolgenden Jahren zum größten Teil aus
Gallien. Arrian erwähnt in seinem Reitertraktat, dass viele
taktische Bewegungen der Kavallerie und zahlreiche Ausdrücke in
ihrem Reglement im Keltischen ihren Ursprung hatten. Die
römische Kavallerie war in alae (Reiterregimenter)
aufgegliedert. Eine 500 Reiter starke ala bestand aus 16 turmae
von 32 Mann. Jede turma zählte 8 Reiter. Ihre Stärke betrug im
ersten Jahrhundert n. Chr. etwa 30.000 Mann, die 10 % der
gesamten Armee ausmachte. Über den Besitzer der Reitermaske aus
Reinheim fehlen jegliche Informationen. Es bleibt auch die
Frage unbeantwortet, ob sie von einem Bewohner der römischen
Villa getragen wurde, oder da sie in der Nähe einer Werkstatt
gefunden wurde, repariert werden sollte. Die Zweckbestimmung
eines solchen Reiterhelmes wird von einem Reitertraktat des
römischen Autors Arrian, den er 136, in der Regierungszeit des
Kaisers Hadrian
(117 - 138 n Chr.) verfasst hat, beschrieben. Er schildert
detailliert die turnierartigen Manöver der römischen Reiterei.
"Die Anführer und die besten Reiter tragen dabei vergoldete
Helme aus Eisen oder Bronze, die im Gegensatz zu den für den
Ernstfall bestimmten nicht nur Kopf und Wangen schützen,
sondern allseitig dem Gesicht des Reiters angepasst sind , mit
Öffnungen für die Augen". Ob solche Reiterhelme nur bei den
Turnierkämpfen getragen wurden, wie Arrian behauptet, ist bei
den Archäologen umstritten. Die Kavallerie als Waffengattung
bekam eine wichtige Rolle in der römischen Armee nach der
Eroberung Galliens durch Caesar. Die Rekrutierung der
Reitersoldaten erfolgte nicht nur in dem gallischen Krieg,
sondern auch in den nachfolgenden Jahren zum größten Teil aus
Gallien. Arrian erwähnt in seinem Reitertraktat, dass viele
taktische Bewegungen der Kavallerie und zahlreiche Ausdrücke in
ihrem Reglement im Keltischen ihren Ursprung hatten. Die
römische Kavallerie war in alae (Reiterregimenter)
aufgegliedert. Eine 500 Reiter starke ala bestand aus 16 turmae
von 32 Mann. Jede turma zählte 8 Reiter. Ihre Stärke betrug im
ersten Jahrhundert n. Chr. etwa 30.000 Mann, die 10 % der
gesamten Armee ausmachte. Über den Besitzer der Reitermaske aus
Reinheim fehlen jegliche Informationen. Es bleibt auch die
Frage unbeantwortet, ob sie von einem Bewohner der römischen
Villa getragen wurde, oder da sie in der Nähe einer Werkstatt
gefunden wurde, repariert werden sollte.
Der Archäologe Markus Junkelmann hat nachgewiesen, dass Reiterhelme mit Maskenvisieren möglicherweise auch im Kampf getragen wurden. Er selbst hat nach mehreren Experimenten festgestellt, dass das Tragen von geschlossenen Reiterhelmen keine Schwierigkeiten bei den Fechtübungen verursachen. Mit Recht behauptet Junkelmann, dass im Mittelalter das Tragen von Helmen, wie die Topfhelme aus dem 13. und 14. Jahrhundert, um einiges unbequemer als die antiken Maskenhelme gewesen sein müssen.
(vgl. Abb.: Reitermaske)
Historische Bauten
Villa
"Einige hundert Meter nordwestlich des vicus in Bliesbruck liegt am Rande des saarländischen Ortes Reinheim auf einer kleinen Erhebung mit dem Namen "Heidenhübel" das Hauptgebäude einer Villenanlage. Eine planmäßige archäologische Untersuchung auf dem "Heidenhübel" begann im Sommer 1987. Die Grabungsarbeiten ergaben, dass es sich um eine Villenanlage handelt, die in der ersten Hälfte des 3. Jahrhunderts ihre größte Ausdehnung erlebte. Zu diesem Zeitpunkt gliederte sie sich in zwei Bereiche: Hauptgebäude (Bauteil A) und Hofareal (Bauteil B). Das Hauptgebäude mit einer Größe von fast 80 m X 62 m setzt sich aus einem rechteckigen Mitteltrakt und zwei flankierenden Flügelbauten zusammen, die weit vorspringende Eckrisalite ausbilden. Ein nur drei Meter schmales, aber fast 40 Meter langes aus Kalksteinplatten gebautes Wasserbecken verzierte die Nordfassade. Im Westflügel befanden sich der Wohntrakt, das Bad und der Keller. Das Hofareal (etwa 300 m Länge und 135 m Breite) wurde von einer Mauer begrenzt. Außen, an den Längsseiten angefügt, standen sechs rechteckige Einzelgebäude in regelmäßigen Abständen, die sich in ihren Grundrisse nur leicht unterschieden. Den Zerstörungen des 3. Jahrhunderts folgte eine Phase des Wiederaufbaus. Viele Räume bekamen eine neue Funktion. Der Mitteltrakt des Hauptgebäudes diente nun als Küche und Werkstatt. In den Einzelgebäuden B2 und B3 befanden sich Metallwerkstätten. Nach einer erneuten Brandzerstörung in der Mitte des 4. Jahrhunderts, der die gesamte Anlage zum Opfer fiel, endete die Geschichte der Villenanlage von Reinheim. Vereinzeltes Fundmaterial aus der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts deutet auf eine schwache Besiedlung im Bereich des Westflügels des Hauptgebäudes hin. Bei der Anlage in Reinheim hat es sich um einen römischen Gutshof (villa rustica) gehandelt. Die Nähe zur Siedlung Bliesbruck ist nicht überraschend, da solche Villenanlagen üblicherweise die Versorgung der städtischen Ortschaften mit Nahrungsmitteln sicherten. Gleichzeitig wurden diese Landgüter mit Werkzeugen und Haushaltwaren aller Art aus den Siedlungen beliefert.
Vicus
Um die Achse der heute noch bestehenden Straße herum befindet sich eine kleine Stadt. Ihre größte Ausdehnung erreichte sie im zweiten und im dritten Jahrhundert n. Chr. In dieser Zeit erstreckt der Siedlungskern sich über etwa zwanzig Hektar. Beiderseits der Hauptachse sind Handwerker- und kaufmännische Viertel angesiedelt. Sie bestehen hauptsächlich aus rechtwinkligen Bauten, die durch eine an der Schmalseite zum Weg hin geöffnete Säulengang gesäumt werden. Sie bilden eine bauliche Einheit aus handwerklich genutzten Räumen, Wohnräumen und Aufenthaltsräumen, die sich in Höfen mit Anbindung an Nebengebäude, Brunnen und Latrinenanlage fortsetzen.
Thermen
(vgl. Abb.: Thermen) Das Handwerksviertel Die Gestaltung des Handwerkerviertels im Osten folgt dem
Grundsatz, dass die empfindlichen Ausgrabungen geschützt und
das Verständnis des Besuchers gleichzeitig durch eine
sinnvolle Wegführung, durch systematische Gestaltung der
Böden und verständliche Orientierungszeichen gefördert werden
sollen. Einige Funde mussten seit ihrer Ausgrabung
vorübergehend abgedeckt werden (Räume mit Hypocaustum-Heizung
und Keller). Ihre Schutzvorrichtungen sind von ihrer
Morphologie her denjenigen im Pavillon der Thermen
nachempfunden. Der Besichtigungsrundgang wird von einigen
Hinweispfosten gesäumt, die Erklärungen in Form kurzer, reich
bebilderter Texte geben."
Den Abschluss zur Peripherie hin bilden Glaswände, die guten
Schutz bieten, ohne den bedachten Teil aus seinem
Gesamtkontext zu lösen. Im Innenbereich geht der Besucher
über Stege, die sich über das Abgleichniveau erheben und aus
dieser erhöhten Position einen Überblick über die Anordnung
der einzelnen Räume bieten. Durch dieses System werden
gleichzeitig die Ausgrabungen selbst geschützt, denn der
Besucher kommt nicht mit den Funden in Berührung. Hängende
Holzelemente deuten die räumliche Trennung zwischen den
antiken Räumen an. Die Museographie bezieht den Besucher
aktiv in die Besichtigung ein: Er kann Anfragen stellen,
Angaben abfragen, nachbilden und selbst interpretieren. Alle
Informationen werden hierarchisch gegliedert auf Glasplatten
dargeboten, die gleichzeitig den Weg über die Stege weisen,
die Aufmerksamkeit auf besonders günstige Aussichtspunkte
lenken und die eigene Beobachtung des Besuchers
fördern.