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Die neuidentifizierten Fundstellen

Diese neuidentifizierten Fundstellen umfassen abgeschiedene Nomadenlagerplätze und Vieheinzäunungen, befestigte Wohnstätten und Siedlungshügel (‘tepes’), verlaßene Dörfer, die um kleine Moscheen gelegen sind, Staudämme und Wasserspeicherbecken und kilometerlange unterirdische Wasserkanäle (Abb. 3-4; siehe Thomas et al. 2008 zu Methodik und Resultaten).
Abb. 3: SA3_499 - ein verlassenes Dorf, welches um eine vermutliche Moschee angesiedelt ist (mit Mihrab in der Westmauer) -© ASAGE-Project
Abb. 3: SA3_499 - ein verlassenes Dorf, welches um eine vermutliche Moschee angesiedelt ist (mit Mihrab in der Westmauer) -© ASAGE-Project
Zwei bedeutende Einschränkungen dieser archäologischen ‘Fernforschung’ sind die ihr innewohnenden Schwierigkeiten der Nachprüfbarkeit ohne vor Ort zu sein und ihre Datierung. Aufgrund unserer jahrelangen Erfahrung durch Feldarbeit im Nahen Osten und in Zentralasien sind wir jedoch zum einen zuversichtlich, dass die meisten Befunde, die wir identifiziert haben ‘echt’ sind und keine natürlichen Formationen oder sonstige Anomalien. Zum anderen sind einige Befundarten, wie z.B. Tepes, so auffällig, dass sowohl ihre Identifizierung als auch ihre relative Datierung einfach sind - ihre kreisförmige oder rechteckige Form ist augenscheinlich nicht natürlich, und Ausgrabungen in der Region belegen, dass diese Siedlungshügel oft mehrere Jahrtausende alt sind.
Abb. 4: SA2_101 - ein befestiger Tepe mit Karez-Abraumhügeln aus jüngerer Zeit - © ASAGE-Project
Abb. 4: SA2_101 - ein befestiger Tepe mit Karez-Abraumhügeln aus jüngerer Zeit - © ASAGE-Project
Des weiteren kann Stratigrafie benutzt werden um Fundorte relativchronologisch einzuordnen - z.B. überlappen sich bei einigen Karez oder Freispiegelkanälen die Abraumhügel und überlagern andere Befunde, die deshalb einer früheren Zeitstellung zugeordnet werden können. Das Ausmaß der sichtbaren Einsedimentierung ist ein weiterer grober Anzeiger für das Alter einer Fundstätte - bei älteren Fundstellen ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass sie von äolischen Sandablagerungen beieinträchtig worden sind, obwohl hierbei auch die Art des Befunds eine Rolle spielt. So sind z.B. die noch stehenden Mauern der 800 Jahre alten Festung Qal’a-i Hauz viel weniger von Sand bedeckt als das anliegende Wasserspeicherbecken. Außerdem geben uns historische Quellen indirekte Anhaltspunkte, um die menschliche Aktivität in der Region zu datieren - so belegen z.B. die Erkundungen der Britisch-Indischen Armee im ausgehenden 19. Jahrhundert die umfangreiche Nomadentätigkeit im Arghandab-Tal nördlich des Registans (Adamec 1980: 397), was vermuten lässt, dass einige unserer Fundplätze in diese Zeit datieren. Durch die zeitlich noch weiter zurückreichenden historischen Dokumente der Ghaznawiden und die mittelalterlichen archäologischen Siedlungsreste, welche entlang der nahe gelegenen Flusstäler aufgereiht sind, wissen wir zudem, dass die Region während des 11. und zwölften 12. Jahrhunderts eine Blütezeit erfuhr. Folglich ist es nicht aus der Luft gegriffen, wenn wir annehmen, dass einige der Fundstellen, die wir gefunden haben in diesen Zeitraum datieren.
 

Für die Zwecke unserer Studie folgen wir Waechter et al. (2006) insofern, dass wir das Jahr 1960 als willkürliche Grenze zwischen ‘archäologischen’ und ‘modernen’ Fundorten definieren. Damit erhöht sich z.B. der Wert der älteren Satellitenbilder wie etwa der CORONA-Reihe. Wenn dort Fundstellen sichtbar sind, die wir auch auf Google Earth Satellitenbildern identifiziert haben, können wir zeigen, daß sie nicht neuzeitlich sind (d.h. dass sie vor 1960 datieren).

Die nächste Phase des ASAGE-Projektes wird sich mit der Untersuchung der räumlichen Verteilung von Fundorten, die im Registan gefunden wurden, befassen, und anschließend mit dem Vergleich dieser Daten mit den Fundstellen, die wir momentan auf Bildern in den Bergen der Ghur Provinz identifizieren. Dies wird es uns sowohl ermöglichen die methodologische Frage nach der Vergleichbarkeit unserer Fundstellen in verschiedenen Klimazonen anzusprechen, als auch den Vergleich der Nutzung verschiedener Landschaften durch Nomaden zu anzustellen.


 

Literatur

Adamec, L.W. (Hrsg.), 1980. Kandahar and south-central Afghanistan. Historical and political gazetteer of Afghanistan. Graz, Akademische Druck - u. Verlagsanstalt (ADEVA).

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© ASAGE-Project - David C. Thomas, Claudia Zipfel, Fiona J. Kidd und Suzanna Nikolovski