Ellert & Richter Verlag
Michael Studemund-Halévy
Portugal in Hamburg
Die Geschichte der Portugiesen in Hamburg
lässt sich bis ins 16. Jahrhundert zurückverfolgen. Mit der
Einführung der Inquisition und der Verfolgung religiöser
Minderheiten in Portugal emigrierten Zehntausende sefardische
Juden in die Hafenstädte Nordeuropas. Diese Portugiesen machten
Hamburg im 17. Jahrhundert zum bewunderten "Jerusalem des
Nordens", ihr Einfluss als wohlhabende Kaufleute auf die
Wirtschaft, Kultur und Literatur war außerordentlich. Beredtes
Zeugnis ihres geistigen Schaffens sind ihre bis heute
erhaltenen Schriften und Bücher. Die Kunstfertigkeit ihrer
reich dekorierten Grabsteine und der poetischen Grabinschriften
auf den drei Hamburger Portugiesenfriedhöfen versetzt auch
heute noch in Erstaunen. Im 20. Jahrhundert zerstörte der
Rassenwahn der Nationalsozialisten jede Erinnerung an sie.
Nichts oder fast nichts ist geblieben von der Kultur dieser
ersten portugiesischen Migration. Die Portugiesen, die in den
1960er Jahren ihre Heimat verließen, kamen als Gastarbeiter und
brachten ihre Kultur mit in die Hansestadt. Sie machten aus
Hamburg die angeblich "portugiesischste" Stadt in Deutschland,
und es liegt nun an ihren Kindern und Enkeln, ob Hamburg dies
auch noch in den nächsten Jahrzehnten bleiben wird.
Autorenportrait
Michael Studemund-Halévy
freier Mitarbeiter am Institut für die Geschichte der deutschen Juden in Hamburg, war nach dem Studium der Linguistik und Lusitanistik u. a. in Bukarest, Lissabon und Lausanne als Verlagslektor und Publizist tätig. Er ist Herausgeber der Schriftenreihe „Die Sefarden in Hamburg" und unterrichtete Judenspanisch und sefardische Geschichte an den Universitäten Evora, Hamburg, Köln und Potsdam. Er ist Autor zahlreicher Aufsätze und Bücher über Portugal. Im Ellert & Richter Verlag erschien zuletzt sein Beitrag „Grandezza und Hoheiten: Sefardische Gemeinden in Hamburg" in dem von Arno Herzig und Cay Rademacher herausgegebenen Sammelband „Die Geschichte der Juden in Deutschland".