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Der Fotograf

Ein Album von anrührender Humanität

ebd., S.6
ebd., S.6

Der Kontrast könnte nicht größer sein

"(...) Da sind einerseits die flächigen, meistens gedeckt kolorierten Zeichnungen Emmanuel Guiberts und Frédéric Lemerciers, in denen Hintergründe gerne nur angedeutet werden oder aus monochromer Farbe bestehen. Da sind andererseits die detailreichen und tiefenscharfen Schwarzweiß-Bilder des Fotografen.

Der Kontrast könnte nicht größer sein und ruft eine vibrierende Spannung hervor. Durch die Heterogenität der beiden Formen, die sich ständig abwechseln, wird der sonst von einem Comic gewohnrte Lesefluss gezielt verweigert. Ähnlich den Reisenden, die über Stock und Stein müssen, kann auch das Auge des Betrachters nicht gleichmäßig dahin gleiten; es ist zum Hüpfen gezwungen, zum Beschleunigen und Abbremsen. Und lässt man die Seiten des Comic-Albums in ihrer jeweiligen Gesamtheit auf sich wirken, so besitzen sie eine fast dreidimensionale Plastizität: Wie bei einer Kippfigur treten mal die Panels, mal die ihnen im Format angeglichenen Fotografien hervor. (...)

In der Tat erinnern die kargen, leeren Berglandschaften, in denen man sich über das Auftauchen eines einsamen Schneemenschen nicht wundern würde, ein wenig an "Tim in Tibet". Der Hinweis macht aber auch darauf aufmerksam, dass "Der Fotograf" trotz seiner ungewöhnlichen Machart einer der besten Traditionen des klassischen französischen Comics verpflichtet ist. Die dokumentarische Recherche, die vorurteilslose Neugierde, die den größten Werken Hergés zugrunde liegen, sind hier zur Hauptsache geworden.

Sie haben ein Album von anrührender Humanität hervorgebracht, das sich spannender liest als viele Abenteuergeschichten."

(Christoph Haas, Süddeutsche Zeitung, Dienstag, 11. März 2008, Nr. 60, Belletristik, S. 8)

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