Die kulturelle Existenz des Menschen
Kulturelle Sinnwelten ...
"Das Bild von Cy Twombly auf der Titelseite habe ich mit Bedacht ausgewählt. In ihm sehe ich die Impule gemalt, die zu den verschiedenen Formen der Symbolisierung führen. Vor allem sind es die gestischen Impulse des Schreibens, manchmal auch des Kritzelns, die in den Bildern Cy Twomblys zu Malelementen werden. Dabei treten sie aber nicht als bloße Zeichen auf, die auf etwas anderes verweisen, sondern sie behalten ihr Eigensein in einem Formverhältnis von Linien und Flächen, Schichten und Spuren. Unverkennbar sind sie daher beides: symbolische Gesten, die uns die Anfänge einer Sinnbildung gegenwärtig machen, und dingliche Momente eines Bildes, die die Kontraste des Sehens in eine Form bringen. Als Dinge prägen sie sich unserer sinnlichen Erfahrung ein, als Symbole schreiben sie unsere Erfahrungen zu einem Moment unserer kulturellen Sinnwelten um. Aber da sie im Gestischen - in anderen Bildern Cy Twomblys auch im Fragmentarischen - verbleiben, verzichten sie auf Eindeutigkeit. Und da sie ihre Dinglichkeit bewahren, bleiben sie auch als Symbolische Gesten eine Verkörperung von Formen, die unsere Wahrnehmung anziehen, sich ihr einprägen und sie orientieren. So gewinnen die Schlaufenreihen des Bildes aus der Sinnlichkeit der Schreibbewegung heraus ihren eigenen Rhythmus und ihre eigene Form, die sie zu den Elementen eines Bildes macht. Sie verharren dabei in einer dinglich-symbolischen Doppelexisenz, weil sie nur als Gesten und nicht schon auch als ausgestaltete Symbole, als Schreibimpulse und nicht als Ausgeschriebenes geformt sind. Es wird keine Bedeutung mitgeteilt, sondern das Entstehen von Bedeutung gezeigt: das Werden zur Form. Dieses Werden zur Form fügt sich zu einer Form des Werdens, die offen bleibt, bevor sie zur Formel werden kann. In dem Bild Cy Twomblys sehe ich eine Gestaltung dessen, was Symbolisierung als Prozeß heißt."
Oswald Schwemmer
Kulturelle Symbolismen
"(...) Die kulturellen Symbolismen sind in dieser Sicht nicht nur die äußeren Instrumente der geistigen Artikulation, sondern prägen unser geistiges Leben auch in seinem Innersten - bis hin zur "Innerlichkeit" unseres Selbstbewußtseins und unserer "Subjektivität". Das Verständnis des Menschen in dieser seiner kulturellen Existenz eröffnet eine Perspektive, in der traditionelle Gegensätze - wie die zwischen einer natur- und einer geisteswissenschaftlichen, zwischen einer kulturtheoretischen und einer individualistischen Auffassung des Menschen - in fruchtbare Spannungen umgewandelt werden können. Eine praktische Bedeutung gewinnt diese Konzeption in den Überlegungen zu den Möglichkeiten des Verstehens anderer Personen in anderen kulturellen Welten. Dabei sind traditionelle Denkmuster, die das Verstehen des Anderen als eine Angleichung anstreben, zur Disposition zu stellen. Erst dann zeigen sich Wege zu einem Verständnis des Menschen in der Vielfalt seiner kulturellen Existenz.
Philosophisch-pragmatische Semiotik
" Ein Zeichen - in dem Sinne, wie das Wort in diesem Band durchgänig verwendet wird - ist alles, was etwas anderes, sein Objekt, für irgendeinen Geist darstellt, der es so interpretieren kann."
Charles S. Peirce
Während die Saussuresche Semiologie von sprachlich kodierten Zeichen, also vom linguistischen Paradigma als übertragbar auf andere Disziplinen ausgeht, liegt der Peirceschen Semiotik ein philosophisch-kategorial bestimmter Zeichenbegriff zugrunde, der sprachliche und nichtsprachliche Zeichen umfasst und im Rahmen einer erkenntnistheoretischen Fragestellung gleichberechtigt behandelt. Nicht nur Denken und Sprechen, auch Handeln und Wahrnehmen haben Zeichencharakter. Mit anderen Worten: Alles ist Zeichen.
Alles kann zum Zeichen werden. Interessanterweise verwandelt sich diese heute von vielen immer noch als postmoderne Provokation empfundene Behauptung im Kontext der Peirceschen Semiotik in eine ganz unprätentiöse erkenntnistheoretische Problemstellung.
Dieser Band situiert sich als Alternative zu der rein philosophischen Peircedeutung seitens Apel und Habermas, welche den Aspekt des Zeichens, d.h. die genuin semiotische Fragestellung, unterbetont - aber auch als Alternative zur sogenannten "Zeichenphilosophie", die keine systematische Grundlegung in Peirce hat.
(vgl. ibid., S.7-9)
"Vielleicht wird die Aufgabe dieses Bandes aber auch eine sehr viel bescheidenere sein, indem er dem Leser - ganz im Sinne Rortys - die Gelegenheit bietet, festzustellen, ob die Art, wie "Peirceaner" über die Welt und Zeichenwelt sprechen, sympathisch ist oder nicht."
(op. cit., Uwe Wirth, ibid., S.9)
Die arabisch-persische Schrift
Die Schrift, die im Iran als persische Schrift, in den arabischen Ländern als arabische und von vielen Iranisten, Arabisten und anderen Wissenschaftlern als arabisch-persische Schrift bezeichnet wird, ist ein Abkömmling der nordsemitischen Schriften. Viele Sprachen aus verschiedenen Sprachgruppen wurden und werden in dieser Schrift geschrieben. Gemessen an ihrer Verwendung steht sie an zweiter Stelle hinter der Lateinschrift.
Ebenso wie das Arabische und Persische schreibt man viele andere Sprachen, z.B. Tadschikisch, Kurdisch und Paschtu, in der arabisch-persischen Schrift.
Das Neupersische (Farsi)
Das Šāhnāmeh - شاهنامه
Šāhnāmeh, auch Šāhnāma (persisch: شاهنامه ) geschrieben, das persische Königsbuch oder auch Buch der Könige, aus der Feder des persischen Dichters Abū l-Qasem-e Ferdousīs (940/41-1020) ist eines der berühmtesten Werke der persischen Literatur. Das Königsbuch befasst sich mit der Geschichte des antiken Persiens vor der muslimischen Eroberung. Das Šāhnāmeh ist ein Werk der Weltliteratur, für das der Dichter nach eigenen Angaben 35 Jahre benötigte. Es umfasst mehr als 50.000 Verse.
Begonnen wurde des Šāhnāmeh, das sich mit der Geschichte der iranischen Völker befasst, in Zentralasien vom persischen Dichter Daqiqi. Dieser wurde jedoch von einem Sklaven ermordet, bevor er sein Werk vollenden konnte. Abū l-Qasem-e Ferdousīs Werk ist eine Fortsetzung von Daqiqis Šāhnāmeh und war ursprünglich dem Königshaus der Samaniden gewidmet. Dieses wurde jedoch durch die türkischen Ghasnawiden besiegt und abgelöst. Ferdousī war gezwungen, sein Werk dem Ghasnawiden Sultan Mahmud zu widmen.
Heute ist die neupersische Sprache eine der wichtigsten Literatursprachen der Welt und die bedeutendste der iranischen Sprachen. Den iranischen und auch vielen nichtiranischen Völkern dient es als Verkehrssprache. Das Neupersische wird seit dem 8. Jh. n.Chr. mit der arabisch-persischen Schrift geschrieben.
Persisch für Anfänger
"Persisch für Anfänger" vermittelt einen Grundwortschatz sowie die elementaren grammatischen Regeln der modernen persischen Sprache. Vorkenntnisse sind nicht erforderlich. In den Anfangslektionen steht das persische Alphabet in Wort und Schrift im Vordergrund. Die Lesestücke behandeln zunächst Alltagssituationen, in späteren Lektionen führen sie an die literarische Sprache heran. Die grammatischen Phänomene sind in leicht verständliche Paragraphen eingeteilt und können mit Hilfe des Grammatikregisters nachgeschlagen werden.
Die Begleit-Cds und der Übungsschlüssel erleichtern das Selbststudium.
Zielgruppe: Anfänger ohne Vorkenntnisse; Studierende der
Orientalistik oder Indogermanistik.
Lernziele: Die Beherrschung des Grundwortschatzes und der
elementaren grammatischen Regeln.
Konzeption: In den Anfangslektionen liegt der Schwerpunkt auf
dem Erlernen des persischen Alphabets. Die Lesestücke behandeln
zunächst Situationen aus dem Alltagsleben, in späteren
Lektionen führen sie an die literarische Sprache heran. Das
Textmaterial wird sowohl in Originalschrift als auch in
Umschrift sowie in deutscher Übersetzung dargeboten.
Die grammatischen Phänomene sind in leicht verständliche
Paragrafen eingeteilt und können mithilfe des
Grammatikregisters nachgeschlagen werden. Der Wortschatz aller
Lektionen wird sowohl in einem persisch-deutschen als auch in
einem deutsch-persischen Glossar aufgeführt.
Die Begleit-CDs und der im Buch enthaltene Übungsschlüssel
erleichtern das Selbststudium.
Nauroz - Das Iranische Neujahrsfest
Nauroz bedeutet wörtlich "neuer Tag" und impliziert auch das Fest zum Neujahr.
Der antike Name des heutigen Afghanistans war "Ariana". Die iranischen Völker (d.h. alle mit einer indo-iranischen Sprache), darunter Kurden, Perser, Tadschiken, Paschtunen, Belutschen und Afghanen mit hinduistischen Glaubensrichtungen. feiern vom 19. März bis 21.März den Beginn des neuen Jahres. Das Fest wird auch in Turkmenistan, Usbekistan und Pakistan gefeiert. In ganz Indien feiert man am 19/20.3. unter dem Namen Holi die Ankunft des Frühlings durch das Bewerfen mit roter Farbe.
Auch nach der Einführung des arithmetischen iranischen Kalenders im Jahre 1950 werden die astronomischen Monatsnamen gebraucht. Sie entsprechen den Monaten der Sternzeichen: der erste Monat des Sonnenjahres ist Hamal = Widder, dann folgen Saur = Stier, Djauza = Zwillinge, Saratan = Krebs, Assad = Löwe, Sonbula = Jungfrau, Miesan = Waage, Aqrab = Skorpion, Qauss = Schütze, Djadi'e = Steinbock, Dalw = Wassermann und Hut = Fische.
Das Neujahrfest am 1. Hamal (1.Widder) oder 1. Farwardin (Frühlingsanfang) kann auf eine über 3000-jährige Geschichte zurückblicken. Vieles spricht dafür, dass das Fest eine noch ältere Tradition hat. Obwohl einige afghanische Regierungen versuchten dieses völkerübergreifende Fest in Afghanistan herunterzuspielen, gar zu verbieten, ist dennoch der ursprüngliche Charakter dieses Festes erhalten geblieben: als ein Zeichen des Versuchs der Menschen, mit den Naturgegensätzen in Harmonie und im Gleichgewicht zu leben. In Überlieferungen von Awesta und in der Literatur des Sanskrit ist von der Huldigung der beiden Tage (im März Frühlingsanfang und September Herbstanfang - der Tag- und Nachtgleiche) seit dem Sonnenkönig Yama Padscha die Rede. Im Mittelpersischen, aber auch in dem Schahname von Ferdaussi wird "Yama Khescheta", der 1000 Jahre regiert haben soll, als Jamsched und seine Residenzstadt Tachte Jamsched (Persepolis) bezeichnet.
Ferdaussi schreibt u.a. in einem Gedicht:
Beginn des Neujahrs - Tag des Hormoz (Name einer zoroastrischen Gottheit) in Farvardin
Sorglos von dem Leid der Erde wird gefeiert das große traditionelle Fest in Erinnerung an jene Zeit.
Vor der Korrektur des Kalenders durch den berühmten Astronomen, Dichter und Mathematiker Omer e Khayam wurde Nauroz am 15. Hut (Sternzeichen 14. Fische), also 4. März statt am 20.bzw.21.3. (1. Widder) gefeiert. Das andere große Fest wurde in der Mitte des Jahres im Monat Mizan (Waage) im September/Oktober nach der Erntezeit gefeiert. Harmonie und Konflikt sind Themen der Feste. Daher ist der Dualismus zwischen Tod und Leben, Dunkelheit und Helligkeit, Säen und Ernten und zwischen Erwachen und Ruhen der Natur zu verstehen. An diesen Tagen sollten Musik und Tanz nicht fehlen. Bis vor dem Krieg wurde der Unabhängigkeitstag statt im Mai im September/Oktober gefeiert und zwar 3 Wochen lang, wie einst das große Fest von Mizan. Im Iran wird dieses Fest des Gleichgewichts Jaschne Mehragan genannt. Ganze Altstadt, von Jade e Maiwand (Straße) bis hin zur Unabhängigkeitswiese, vom Messegelände bis zum Paschtunistan-Platz sowie der Umgebung vom Königspalast waren mit allerlei Formen und Farben geschmückt und beleuchtet.
Vor dem Fest treffen die Bewohner allerlei Vorbereitungen für das Fest. Die Wohnungen und Häuser, meist Lehmhäuser, werden gründlich gesäubert und Fenster geputzt. Dazu sagen die Bewohner khana takani. An den Vortagen des Festes wird der Sandali (ein flacher Tisch für die kalten Wintertagen) und dessen Utensilien sowie die Steinkohle-, Holz- und Ölofen abgeräumt.
(op. cit. afghan-aid )
Zeremonie des Festes
"An diesen Tagen finden z.B. in Afghanistan oft neben oder auf den Friedhöfen die großen Veranstaltungen des Nauroz-Festes statt. Auch am Neujahrstag werden die Toten nicht vergessen. Hier stellen die Schausteller und Zirkusleute ihre Zelte und Kinderkarusselle auf. In der Regel blühen an diesem Tag auf den Berghängen, wo sich die Friedhöfe befinden, allerlei Wildblumen, Frühlingspflanzen und Blumen. Nauroz wird seit Jahrtausenden als Symbol der Reinkarnation des Lebens gesehen. Sieben Gemüse- , Obst- und Pflanzen (Haft-Mewa und Haft-Sin), symbolisieren die sieben Glückseligkeiten, sieben Tugenden und sieben "Todsünden" des Lebens: Wiedergeburt, Reichtum, Glück, Liebe, Freude, Gesundheit und Bescheidenheit.
Vielfältige Spiele für Kinder und Jugendliche und für die Erwachsenen werden an diesen Festtagen angeboten. Wegen des Festes sind während der Festtage auch Glückspiele für Erwachsene erlaubt. Kinderspielzeug - aus Holz- und anderen Materialien gebastelt - werden dann feilgeboten. Farbenfroh geschmückte Kinderkarusselle, Märchenerzähler und Sadhus ziehen die Aufmerksamkeit der Kinder auf sich.
Nauroz ist ein fixer Festtag. Am 21.3. sind Nacht und Tag gleich lang. Die meisten islamischen Fest- und Trauertage verschieben sich jedes Jahr um 10 bzw. 11 Tage. So kann es sein, dass ein islamischer Trauertag gerade auf einen traditionellen Festtag wie Nauroz fällt. Selbst während dieser Trauertage haben die Völker das Naurozfest begangen, indem z.B. die Sadhus den Heldentaten der islamischen Märtyrer huldigten, die Kinder und Erwachsene gerne hörten."
(op. cit. afghan-aid )