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Einführung in die lurianische Kabbala

Isaak ben Salomo Luria Aschkenasi (1534-1572) war einer der einflußreichsten jüdischen Mystiker in der Geschichte der Kabbala. In einer Generation, die unter dem traumatischen Eindruck der Vertreibung der Juden aus Spanien litt, wirkte er in seinen letzten beiden Lebensjahren als charismatische Gestalt in Safed, Galiläa. Seine Vorstellungen und Visionen revolutionierten nicht nur das Verständnis von Gott und Schöpfung, sondern auch die religiöse Praxis.

Der reiche Schatz jüdischer Tradition erhält in Lurias Lehren mythische und theosophische Dimensionen, die jeden religiösen Menschen betreffen. Sein kabbalistisches Weltbild war geprägt von Vorstellungen wie dem „Sich-Zurückziehen" Gottes (Zimzum), das der Schöpfung Raum gibt, dem „Zerbrechen der Gefäße" (Shevirat ha-Kelim) als Katastrophe bei der Entstehung der oberen Welt sowie Spekulationen über die Lichtkonfigurationen des „Urmenschen" (Adam Qadmon). Ziel aller Bemühungen des Menschen, auch in den verschiedenen Wiederverkörperungen seiner Seele, ist die Wiederherstellung (Tiqqun) der göttlichen Harmonie.

Die lurianische Kabbala wurde hauptsächlich von Isaak Lurias bedeutendstem Schüler Chajim ben Josef Vital (1542-1620) in einem umfangreichen Textkorpus lange Zeit handschriftlich überliefert. Sie bildet schließlich durch die Sammlung Ez Hajim (Baum des Lebens; Warschau 1890), die viele Versionen und Vorstufen durchlief, bis heute einen Schwerpunkt des Studiums der Kabbala. Die lurianische Kabbala ist die wirkmächtigste Ausformung der jüdischen Mystik, die vor allem im chassidischen Judentum überliefert wurde.

Gerold Necker

geboren 1961, Dozent für Jüdische Studien an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Forschungsschwerpunkte: Jüdische Mystik und Geschichte in Mittelalter und Früher Neuzeit, Amsterdam im 17. Jahrhundert sowie das erzählerische Werk des israelischen Nobelpreisträgers Samuel Joseph Agnon.

 

Verlag der WELTRELIGIONEN

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